travelog 73






Dia de los Muertos



Fressbuden reihen sich neben Verkaufsständen mit Sonnenbrillen, bunten Ledergürteln, CDs und Plastikspielzeug entlang einer unscheinbaren Staubstrasse. Hunderte Menschen strömen in Richtung eines grossen Tores und verschwinden dahinter in einem Labyrinth von farbenfroh dekorierten Gräbern. Mariachi Musiker spazieren über den Friedhof und bieten ihre Dienste an. Ueberall wird gespiesen und getrunken, gelacht und gespielt. Man sitzt zusammen unter CocaCola-Sonnenschirmen auf Plastikstühlen und trinkt Bier und Tequila. Der Friedhof ist ein Meer aus Blumen, Plastik und echt, so farbig wie wir noch nie einen gesehen haben. Es ist Allerheiligen in Mexico, und das wird gebührend gefeiert !



Der Dia de los Muertos, Tag der Toten, wird heutzutage Anfang November gefeiert, an Tagen, die von der katholischen Kirche festgelegt wurden. Doch diese Feiern gehen ursprünglich auf vorspanische Zeiten zurück und wurden Anfang August zu Ehren von Mictecacihuatl, der Göttin des Todes, durchgeführt. Gemäss der vorspanischen Weltsicht der mexikanischen Ureinwohner wurden Leben und Tod nicht als zwei Punkte an entgegengesetzten Enden einer geraden Linie angesehen, sondern eher als zwei Punkte, die sich in einem Kreis gegenüberlagen. Es gab kein Leben ohne vorherigen Tod und keinen Tod ohne vorheriges Leben. Der Gegensatz von Leben und Tod war für die Urmexikaner nicht so unbedingt wie für uns heute. Der Tod bedeutete nicht das Ende des Lebens, sondern nur eine Phase in einem unendlichen Kreislauf. Leben, Tod und Wiederauferstehung waren demnach nur Stadien eines kosmischen Vorganges, der sich ständig wiederholte. In anderen Ländern wird so wenig wie möglich vom Tod gesprochen. Das trifft auf Mexico überhaupt nicht zu, wie Octavio Paz in seinem Buch "Das Labyrinth der Einsamkeit" ausführt: "Der Mexikaner dagegen sucht, streichelt, foppt, feiert ihn, schläft mit ihm; er ist sein Lieblingsspielzeug und seine treueste Geliebte." Allerheiligen, am 1. November, wird in Mexico auch Dia de los Angelitos genannt, an diesem Tag erinnert man sich an die kleinen Toten, die Kinder. Am 2. November, Allerseelen, besinnt man sich der erwachsenen Toten. Man glaubt, dass die Seelen der Verstorbenen für einen Tag ihre Verwandten besuchen. Um den Seelen auf ihrem Weg nach Hause zu helfen, werden in Privathäusern oft Altare aufgebaut. Kerzen sollen den Weg erleuchten und Copal, eine Art Weihrauch, zeigt den Verstorbenen mit seinem Duft den Weg. Dekoriert wird der Altar ebenfalls mit buntem Scherenschnittpapier und Blumen, hauptsächlich mit orangen Cempasuchil, einer Art Tagetes. Eine Fotografie und Totenköpfe aus Zucker mit dem Namen der verstorbenen Person auf der Stirn gehören ebenfalls auf einen Altar. Dazu kommen das Lieblingsgetränk und die Lieblingsspeise des Verstorbenen. Auch ein Krug mit Wasser, damit die Seele ihren Durst nach der langen Reise stillen kann, wird auf dem Altar plaziert. Ab und zu findet man auch eine Schale mit frischem Wasser und ein Handtuch, damit sich die weitgereisten Seelen etwas auffrischen können vor dem grossen Fest. Für Kinder werden oft Süssigkeiten oder Spielzeug hingestellt.



In Mexiko gibt es einige Orte, die für die Feiern zu Allerheiligen besonders bekannt sind. Dazu gehört unter anderem Oaxaca, doch mit der seit Monaten andauernden politischen Krise und der Eskalation in den Tagen vor Allerheiligen ist dies wohl eher ein Ort, den man sich für einen anderen Besuch aufspart. Mixquic in der Nähe von Mexico City ist ein anderer Ort, der immer wieder genannt wird. Doch da uns nur schon beim Gedanken daran graust, in die Nähe von Mexico City zu fahren, entschliessen wir uns für Michoacán, einen mexikanischen Bundesstaat, in dem die Feiern immer noch einigermassen traditionell stattfinden sollen. Besonders die Gegend um den See bei Pátzcuaro ist bekannt für den Dia de los Muertos. Am 31. Oktober ist noch nicht viel los. Gräber entlang der Strasse sind teils mit frischen Plastikblumenkränzen geschmückt. Besonders auffallend sind diejenigen, die traditionell mit orangen Tagetesblumen geschmückt wurden. Immer wieder werden von Autoladeflächen Unmengen an Tagetes und anderen weissen und bordeauxroten Blumen verkauft. In den Bäckereien findet man Pan de Muertos, süsse Brötchen, in allen Grössen. Immer sind diese Brötchen mit Teig in Knochenform verziert. Unter den Arkaden in Morelia und Pátzcuaro wird an kleinen Ständen Zuckerwerk verkauft. Es sind Totenköpfe mit schimmernden Augen, Pärchen, die mit einem Bier, Coca Cola oder Tequila in ihrem Grab sitzen, Marien und Engelchen, Teufelchen, etc., aber auch aus Schokolade gibt es Totenköpfe in allen Grössen, alle mit wunderbar glänzenden farbigen Augen. Auf vielen Plätzen gibt es einen Wettbewerb für den schönsten Altar. Und von den Märkten kehren die Leute mit den Armen voller Tagetes oder mit einem Blumenkranz zurück. Vielerorts sind auf Plätzen Verkaufsstände aufgebaut, wo man Catrinas, Tonskelette mit den tollsten Kostümen und Frisuren bekleidet und bunt angemalt, Kerzenständer in Form eines Totenschädels, und weitere Souvenirs kaufen kann. Die Hotels sind hoffnungslos ausgebucht und viele haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und gleich 100% Preisaufschlag (oder bedeutend mehr) gemacht. Restaurants und Cafes sind mit lebensechten Catrinas dekoriert, viele haben ihren persönlichen Altar zu Ehren eines Verstorbenen aufgebaut.



Am 1. November schlendern wir etwas durch Morelia, wo einem an jeder Ecke eine geführte Tour nach Pátzcuaro und Umgebung angeboten wird. Immerhin sieht man so, welche Orte man am besten vermeidet. Am hinteren Teil des Hauptplatzes wird ein riesiger Altar aufgebaut. Männer sind gerade dabei, einen kleinen Lieferwagen von seiner immensen Blumenfracht zu entladen. Der Geruch nach Tagetes hängt in der Luft. Schüler bauen vor dem Kunsthandwerksmuseum verschiedene Altare als Wettbewerb auf. Auch hier werden Blumen per Auto angekarrt und Kartonschachteln von den umliegenden Geschäften für den Altarbau geholt. Nebenan erstehen wir einige Schokoladetotenköpfe, die verführerisch riechen. Doch vor allem schlafen wir viel vor !



Gegen Abend machen wir uns auf den Weg Richtung Pátzcuaro. Allerdings vermeiden wir diese Stadt tunlichst, denn wir wollen versuchen, etwas abseits der grossen Touristenströme unterwegs zu sein. So fahren wir auf der Westseite des Sees nach Jarácuaro, einem kleinen Dorf auf einer Halbinsel im See von Pátzcuaro. Ein Freund hat uns die Purhepecha Messe ans Herz gelegt, wovon wir uns viel versprechen. Der Friedhof liegt im Dunkeln, die Gräber sind geschmückt, aber keine Kerzen sind angezündet. Bei einem Tacostand verköstigen wir uns und sind dem Besitzer dankbar, dass er die vielen Kinder wegschickt, die alle um eine kleine Spende bitten. Immer wieder werden wir sie antreffen, am nächsten Tag an den Topes, Schwellen, die den Verkehr verlangsamen sollen, heute nacht in den Gassen und auf den Plätzen. Sie tragen geschnitzte Kürbisse mit Totenfratzen oder Plastikkürbisse a la amerikanischem Halloween mit sich und betteln um die Wette: "Una contribucion para mi calaverita" (eine kleine Spende für meinen Totenkopf). Bald haben wir den letzten einzelnen Peso ausgegeben und einige Kinder glücklich gemacht damit. Auf dem Hauptplatz vor der Kirche in Jarácuaro wird für die Messe eine Bühne aufgestellt und die Bänke aus der Kirche herausgetragen. Ausser sechs anderen Touristen sind wir die einzigen Fremden hier, aber natürlich kann man die mexikanischen Touristen schlecht von den Einheimischen unterscheiden. Die Messe ist unseres Erachtens eine richtig katholische Messe und wir warten vergebens auf einige Worte in Purhepecha. Für 1 1/2 Stunden lauschen wir den diversen Priestern und Padres, und einigen auserwählten Mädchen, die in wunderschönen Trachten Bibelverse aufsagen. An die Traditionen der Purhepecha erinnert höchstens, dass gegen Ende der Messe verschiedene Gegenstände nach vorne getragen und Gott dargebracht werden. Wieder sind es die schön angezogenen Mädchen und Frauen, die Copal, Cuetes, Feuerwerkskörper, Strohhüte, Tortillas und Besen nach vorne zum Altar tragen. Zwischendurch wird schon kräftig Feuerwerk abgelassen und so gehen einige Sermone im Lärm der Knaller unter. Nach der Messe wird die Bühne schnell umgebaut und wir kommen in den Genuss, einer Ansagerin zuzuhören, wie sie original Purhepecha redet. Eine tolle Indio-Sprache mit vielen Zisch- und Klack-Lauten, die extrem fremd tönt und nichts gemein hat mit dem gängigen Spanisch hier. Dann erscheint eine Tanzgruppe, die den Danza de los Viejitos, den Tanz der alten Männer, zum besten geben. Anscheinend sind sie sehr berühmt und haben schon viele Preise gewonnen. Als nächstes werden sie in Kuba auftreten, doch heute abend begeistern sie das Publikum mit ihren bunten Kostümen, den Hüten mit den langen farbigen Bändern und ihrem schnellen stampfenden Tanz.



Gegen 10 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg. Es geht weiter dem See entlang nach Arócutin. Am Dorfeingang heisst uns ein riesiger Bogen, der ganz mit Tagetes besteckt ist, willkommen. Die Kirche haben wir schnell gefunden und der Friedhof liegt gleich am Kirchausgang, was in Mexico nicht sehr üblich ist. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, als wir den Friedhof betreten. Er ist erleuchtet von Hunderten von langen Kerzen. Die Gräber sind wunderschön hergerichtet, mit Tagetes übersät, und die meisten mit einem kunstvollen Kranz geschmückt. Die Kränze kommen in allen Formen und sind teils mehrere Meter hoch und überhaupt nicht rund. Rosarote Orchideenblüten dekorieren fast jedes Grab. Bald entdecken wir eine Pepsiflasche auf einem Grabhügel, das muss wohl das Lieblingsgetränk des Verstorbenen gewesen sein. Angehörige sitzen in Gruppen in dicke Decken gemummelt an den Gräbern und reden und lachen. Mit bunt bestickten Tüchern bedeckte Körbe beinhalten das Essen, das später verzehrt wird. Frische Früchte gehören auf jedes Grab und die Frauen geben acht, dass die Kerzen nicht ausgehen. Weil uns noch ein anderer Friedhof ans Herz gelegt wurde, fahren wir etwas weiter bis nach Erongarícuaro. Auf dem Hauptplatz ist viel los. Die Souvenirstände sind noch alle geöffnet und an anderen Ständen wird Atole, ein heisses Getränk auf der Basis von Mais, Tamales und Tacos angeboten. Der Friedhof dagegen ist fast verlassen. Die Gräber sind zwar alle geschmückt, doch es brennen nur wenige kleine Kerzen, die einem kaum den Weg zwischen den extrem eng zusammenliegenden Gräbern erleuchten.

Da es hier anscheinend keine Velación, Erleuchtung des Friedhofes durch Kerzen, geben wird, fahren wir wieder zurück nach Arócutin. Dort sind mittlerweile auch andere Touristen angekommen und wir setzen uns an einen Stand, wo wir heissen Kaffee und Zimtwasser trinken. Auf den piquete, den Schuss Alkohol, verzichten wir dankend. Horden von Menschen strömen an uns vorbei auf den Friedhof. Einige Gruppen haben einen Führer, der eine violette Glühbirne in die Höhe hält. Beruhigend ist, dass auch immer wieder Gruppen von Leuten vom Friedhof zurückkommen. Ab Mitternacht läuten die Glocken der Kirche fast ununterbrochen. Gegen 1 Uhr wagen wir uns nochmals mit den ganzen mexikanischen Touristen auf den Friedhof, der immer noch in wunderschönes, sanftes Kerzenlicht getaucht ist, nun aber allerdings auch sehr viel mehr bevölkert ist. Mit riesigen Videokameras und Mikrofonen wird den Leuten an den Gräbern auf den Leib gerückt. Ein übereifriger Fotograf schleicht sich bis auf wenige Zentimeter an das versteinerte Gesicht eines alten Mannes heran und drückt pausenlos auf den Auslöser. Es wird geblitzt und gefilmt und fotografiert, was das Zeug hält. Bei der Unverfrorenheit, mit der die Besucher hier auf dem Friedhof an ihre Sujets herantreten, wird uns ganz anders. Die armen Leute müssen sich wirklich wie die wilden Tiere im Zoo vorkommen, doch sie scheinen es mit stoischer Ruhe und Gelassenheit über sich ergehen zu lassen.



Gegen 3 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal nordwärts Richtung Quiroga. Die meisten Friedhöfe, die wir passieren, sind dunkel und verlassen. Nur in San Andres Tziróndaro brennen einige wenige Kerzen auf den Gräbern. Auf der Strasse ist nicht mehr viel Verkehr und wir nehmen an, dass die Touristen sich so langsam in ihre Betten verkrochen haben, deshalb wagen wir die Fahrt nach Tzintzuntzan, dem Ort der Kolibris. Plötzlich wird der Verkehr wieder dichter, doch es sind Autos, die uns entgegenkommen. Kaum aber nähern wir uns Tzintzuntzan, sind wir im Verkehrschaos gefangen und müssen uns durch das Dorf hindurchstehen, um am anderen Ende endlich umdrehen zu können. Die Strasse, die weiter nach Pátzcuaro führt, scheint aus einem einzigen Stau zu bestehen. Wir parken etwas ausserhalb und gehen zu Fuss zurück ins Zentrum. Die Strasse ist gesäumt von Fressbuden und Souvenirständen, auf dem Trottoir sitzen grölende Mexikaner und trinken Bier und Tequila. Aus Boxen dröhnt laute Musik, es wird gehupt, wenn nichts mehr weitergeht und die Polizisten pfeifen verzweifelt mit ihren Trillerpfeifen, doch es nützt alles nichts. Man hat das Gefühl auf einer Chilbi zu sein ! Und das alles um 4 Uhr morgens ! Trotzdem gehen wir über den Friedhof, der wunderschön mit den Kerzen ausgeleuchtet ist. Viele Einheimische, die an ihren Gräbern Wache halten, schlafen unter Wolldecken oder in Plastikstühlen, einige ganz clevere haben sogar ein kleines Igluzelt aufgebaut. An und für sich wäre der Friedhof wunderschön mit seinen Kerzen und Blumen und Kränzen, doch es ist schwierig, die karnevalsartige Umgebung und den stehenden und stinkenden Verkehr auszublenden. Deshalb sinken dann auch wir um 5 Uhr völlig erledigt ins Bett und schlafen erst einmal durch bis 10 Uhr morgens.



Auch am 2. November setzen wir unsere Friedhofs-Tour fort. Zuerst aber geht es nach Pátzcuaro, wo wir erwartungsgemäss zuerst einmal geduldig im Verkehr ausharren müssen. Schliesslich schaffen wir es doch noch bis auf den Hauptplatz, wo unter den riesigen Bäumen lauter Verkaufsstände aufgestellt wurden. Aus allen Gegenden von Michoacán wird Kunsthandwerk verkauft, vieles allerdings gehört schon eher in die Sparte Kitsch und Ramsch. Doch den mexikanischen Touristen scheint es zu gefallen, und das ist schliesslich die Hauptsache für die Anbieter. Auf dem kleineren Platz schlendern wir noch über den ganz normalen Markt, wo sich niemand an dem regen Treiben der Touristen zu stören scheint. Auch heute geht es wieder entlang des Westufers des Pátzcuaro-Sees. In Arócutin liegt der Friedhof ruhig und verlassen da, sogar die Tore sind geschlossen. Dafür ist in Erongarícuaro umso mehr los. Menschenmengen strömen die Strasse hinauf zum Friedhof und vor den Haeusern verkaufen geschäftige Anwohner Früchte, Topfpflanzen, und kleine Snacks. Auf dem Friedhof geht eine richtige Fiesta ab ! Man kann sich zwar kaum zwischen den eng zusammenliegenden Gräbern durchbewegen, doch irgendwie haben es die Leute geschafft, sich in Gruppen um die Gräber zu setzen. Ueberall wird Chayote und süss gekochter Kürbis gegessen. Einige Familien haben ganze Töpfe voll mit Essen mitgebracht, das nun auf Styroportellern serviert wird. Andere vergnügen sich an Tostadas de Ceviche, und die meisten trinken kaltes Bier aus Kühlboxen. In einer Ecke treffen wir auf eine Mariachi Band, die Lieder auf Wunsch spielt und so von Familie zu Familie zieht. Improvisierte Messen werden an einigen Gräbern abgehalten und Angehörige erinnern sich an ihre Verstorbenen. Doch die Stimmung ist durchwegs ausgelassen und fröhlich und Kinder spielen zwischen den Gräbern schreiend und lachend Fangen.



Auch in Quiroga, einer etwas grösseren Stadt, ist auf dem Friedhof die Hölle los. Menschenmassen strömen auf der staubigen Strasse zum und vom Friedhof weg, vorbei an unzähligen von Buden, die fritierten Fisch, Tacos, bunte Ledergürtel, Baseballmützen, Eis, kaltes Bier, CDs und vieles mehr anbieten. Auch hier gibt es zwischen den Gräbern fast kein Durchkommen. Die Blumenpracht ist überwältigend, ebenso die ausgelassene Fröhlichkeit der Anwesenden. Mariachi-Bands spielen mit Pauken und Trompeten, im Schatten von Bäumen und Sonnenschirmen wird heftig diskutiert und gelacht, Köstlichkeiten werden aus Kühltruhen und Körben hervorgezaubert und der Familie serviert. Wenn man nicht über die vielen Gräber steigen müsste, wähnte man sich auf einem Jahrmarkt !



Obwohl man den Dia de los Muertos bestimmt nicht mehr ohne Touristen, mexikanische und/oder ausländische, beobachten kann, sind die Feiern einen Besuch absolut wert. Wahrscheinlich gibt es den von den Touristen noch unentdeckten Ort nicht mehr, und jeder Geheimtip von Freunden oder Reiseführern wurde längst von anderen Touristen entdeckt. Trotzdem kann man mit etwas Glück weniger besuchte Orte finden, wo der Touristenrummel sich noch in Grenzen hält. Für uns jedenfalls war es nach jahrelangen Reisen durch Mexico das erste Mal, dass wir 2 Tage lang praktisch nur auf Friedhöfen verbrachten, ein absolut unvergessliches Erlebnis. Das sanfte Kerzenlicht, das einen ganzen Friedhof erleuchtet, die Orchideenkränze und Blumendekorationen, die wunderschönen Trachten und Gesichter der Purhepecha, aber auch die fröhliche Ausgelassenheit ganzer Dörfer auf einem Friedhof werden uns immer in Erinnerung bleiben. Wer weiss, vielleicht werden wir Euch nächstes Jahr im November aus Oaxaca berichten, wo der Dia de los Muertos ebenso farbenprächtig und traditionell gefeiert werden soll wie in Michoacán.



Oktober-November 2006



Julia Etter & Martin Kristen