travelog 4



Erste Reptilien gesichtet



Leider war es nur eine Gopher Snake, die sich neben unserem Unimog niedergelassen hat - zum Sterben, irgendwer ist ihr über den Kopf gefahren. Am nächsten Morgen war sie dann verschwunden, wahrscheinlich im Magen eines Coyoten (Die Gopher Snake, die wir auf unserem Bild eingeblendet haben, die haben wir erst einige Zeit später in Süd-Utah angetroffen).



Das nächste Reptil, das wir zu Gesicht bekamen, war ein Gopherli (auch Desert Tortoise oder Gopherus agassazii) im Desert Museum von Tucson - wohl aus seinem Winterschlaf erwacht. Jedoch die Leitung des Desert Museums war nicht sonderlich daran interessiert, uns diese als "Starlet" (natürlich mit dem dazu gehörenden Wärter) kurz mal auszuleihen. Wir wollten doch nur für die Sommerausstellung der Sukkulentensammlung Zürich (Schildkröten und Sukkulenten) hübsche Fotos von ihr schiessen.



Kurz darauf haben wir auch unsere erste Rattlesnake (Klapperschlange) gesichtet. Zwar hat sie nicht (mehr) geklappert, doch gezüngelt und geschlängelt hat sie immer noch, wahrscheinlich wurde auch sie ein Opfer des Verkehrs. Die erste lebendige Klapperschlange sahen wir nicht, wir hörten sie nur. Das war an einem kalten, windigen Tag, an dem man keine solchen Tiere draussen vermutet. Julia wollte grade über einen Stein hüpfen, da sah sie eine rasche Bewegung und hörte das berühmt-berüchtigte Klappern. Immerhin sind die Viecher so nett und warnen einen, bevor sie evt. zubeissen. Wir haben uns vorsichtshalber mit einer speziellen Suction Pump (Saugpumpe) ausgerüstet, falls uns eine mal zufälligerweise beissen sollte. Mit der lässt sich nämlich im Handumdrehen das meiste Gift aus der frischen Bisswunde absaugen.



Und dann ging es erst richtig los. Während wir am Steinesuchen waren, stolpern wir richtiggehend über eine grosse, ausgewachsene Schildkröte genau des gewünschten Typs - eine Gopherus agassazii. Leise Entschuldigungen murmelnd wurde sie gleich eingezogen zum Fotodienst. Zufälligerweise fanden wir auch in der Nachbarschaft einen blühenden Kaktus mit auffallend schönen tiefvioletten Blüten (Echinocereus engelmannii v. acicularis), neben den wir die Diva hinsetzten. Beim Anheben und Herumtragen hatte sie Kopf und Beine in den Panzer eingezogen und so harrten wir längere Zeit - notabene in brütender Hitze - aus, um sie im richtigen Moment mit allen "ausgefahrenen" Gliedern abzulichten. Sie machte es uns recht schwer. Sie schien zu merken, was wir vorhatten und so liess sie sich Zeit. Mal streckte sie ein bisschen den Kopf aus dem Panzer, um uns aufmerksam zu studieren, mal bewegte sie ein bisschen ein Bein. Aber das war auch schon alles. Erst, als wir Anstalten machten, alles einzupacken, drehte sie sich gewandt um und wollte sich leise aus dem Staub machen - nichts da ! Also nochmals ruhig angesessen...



Wir bauten ihr aus grösseren Steinen eine "Rampe" und setzten sie so vor die grosse, offene Kaktusblüte, dass sie eigentlich nur den Kopf aus dem Panzer strecken musste, um ihr aussergewöhnliches "Mahl" geniessen zu können. Kaktusblüte schien aber auch nicht ihr Mahl der Wahl zu sein. Sie schnupperte kurz dran, drehte sich gähnend zur Seite und zeigte uns damit ihr Desinteresse. Also auch so nicht. So bauten wir denn unsere "Tafel" wieder ab und versuchten es ein drittes Mal, sie zu Aktionen zu bewegen. Das Resultat kann sich die/der geneigte LeserIn vorstellen: Fehlalarm !



Trotzdem wir fast einen ganzen Film verschossen hatten, hatten wir nicht die Bilder im Kasten, die wir uns so vorgestellt hatten. Jedoch - besser als gar nichts, sagten wir uns und Julia trug die Schildkröte (von uns auch liebevoll "Schildi" genannt) an den Platz zurück, an dem wir sie angetroffen hatten. Plötzlich konnte sich dieses Vieh richtig bewegen ! Sie strampelte und fauchte Julia richtig an und als sie auf den Boden gesetzt wurde, kam richtiges Leben in sie. Mit schnellen Schritten verschwand sie unter dem nächsten Baum, um sich dort im Schatten niederzulassen.



Die vielen kleineren und grösseren Lizards sind nicht zu übersehen, obwohl sie manchmal richtig gut getarnt sind. Auf hellem Gestein sind sie grau bis crèmefarben, im rotem Sand und auf roten Felsen sind sie in entsprechendem Rot gefärbt. Meistens stellen sie sich auf ihre kurzen Beinchen und wippen auf und nieder, ob sie uns damit drohen wollen oder zeigen, wer hier der Meister im Revier ist ? Ausserdem gibt es gescheckte, die wie Leoparden aussehen, solche mit blauem Bauch oder ganz farbige mit grüner Halskrause. Witzig ist, ihr Familien-, im Frühling v.a. ihr Geschlechtsleben, zu beobachten. Da jagt das Männchen hinter dem Weibchen her, da stolzieren sie gegenseitig aneinander vorbei, das Männchen versucht, das Weibchen irgendwo mit seinem Maul zu packen zu bekommen, was gar kein sonderlich einfaches Unterfangen zu sein scheint. In diesen Momenten kann sie nichts aus der Ruhe bringen, da sind sie plötzlich ganz unvorsichtig und gar nicht mehr schreckhaft.



Noch ein paar Worte zu der anfangs eingeblendeten Schlange: Das war die bisher grösste Schlange, die sich uns persönlich vorgestellt hat. Wir waren gemütlich am Wandern, als Martin plötzlich die Schlange, wahrscheinlich eine Gophersnake, auch Bullsnake genannt, entdeckte. Sie schien nicht sonderlich von uns beeindruckt zu sein und kroch friedlich ihres Weges durch das Gras. Hätte sie sich nicht bewegt, hätte man sie wahrscheinlich kaum gesehen, so gut an die Umgebung war sie angepasst. Leider wollte sie sich für die Fotosession nicht so richtig fotogen in Position ringeln, sie schlängelte sich immer wieder aus dem Bild und wir dachten, es wäre wohl besser, sie nicht wie die arme Schildkröte zu plagen (übrigens sind Gophersnakes ungiftig, sie können aber, wenn sie sich bedroht fühlen, wie die Klapperschlangen rasseln).



März 1998



Julia Etter & Martin Kristen