travelog 14



Baja-Kurzgeschichten 2



Mexikanische Strassen



Gute Karten sind das A und O für die Baja California. Unerlässlich ist die Karte des AAA (amerikanischer TCS bzw. ADAC) und der Baja Almanac in je einem Atlas für Baja Norte und Baja Sur. Doch auch das beste Kartenmaterial hält oft nicht mit sintflutartigen Regenfällen, Erdrutschen etc. mit und die sicherste Methode ist immer noch, die Leute auf den Ranchos und in den Pueblos zu fragen.



Asphaltiert ist eigentlich nur die Mex 1, die von Tijuana bis nach Cabo San Lucas führt und erst 1976 fertiggestellt wurde. Daneben gibt es noch einige kleinere asphaltierte Strecken, die jedoch oft nur noch aus Schlaglöchern bestehen oder bei denen sich der Asphalt schon wieder in seine Einzelbestandteile aufgelöst hat. Der Rest sind Pisten, die meisten schlimmstes Wellblech, steinig, felsig, sandig, eng, kurvenreich in den Bergen, seit Jahren nicht mehr gemacht oder immer wieder anders verlegt und mit den einfachsten Mitteln repariert. Alles nach dem Motto: solange man noch durchkommt, muss man auch nichts daran machen.





Zerfetzte Reifen, abgerissene Auspuffrohre und rostige, bis auf die letzte Schraube zerlegte Autos sind ständige Begleiter. Auf den Karten als mit jedem Auto zu befahrene Piste eingezeichnete Strecken führen plötzlich über einige Kilometer durch tiefen Sand, wo man ohne 4x4 hoffnungslos steckenbleiben würde.



Wenn es richtig geregnet hat, verwandeln sich die trockenen Flussbetten in reissende Flüsse, die alles wegschwemmen, was einmal eine Piste gewesen ist. Und wenn die Mexikaner einem schon sagen, dass eine Strecke wirklich sehr schlecht ist, schief und eine enge Kurve hat, dann sollte man ihnen besser glauben. Oder man kommt gratis zu action, auf die man eigentlich gut verzichten könnte, es wird dann nämlich wirklich ganz schräg und in der Kurve ist man kurz davor, sein Gefährt auf die Seite zu legen.



Doch meistens kommen wir uns mit unserem Unimog over equipped vor, weil die Mexikaner auch auf den richtig schlechten Pisten und über die steilsten Pässe mit uralten Pickups und normalen rostigen und klapprigen PKW's tuckern.



Interessante Begegnungen



Wenn man zu Fuss unterwegs ist und dies v.a. gegen Abend tut, wenn die Sonne nicht mehr so brutal brennt, und wer ab und zu mal eine Feuerstelle baut und Feuerholz sammelt, der macht interessante Begegnungen.



Man sollte sich möglichst von den grossen Tarantula Hawks fernhalten, einer riesigen, sehr aggressiven Wespe mit blauschwarzem Körper und orangen Flügeln. Verdächtig ist deshalb, wenn sie nicht auf einen losgeht, sondern anderweitig beschäftigt ist. Und siehe da, sie hat ein Opfer gefunden, eine behaarte Tarantel, die sie zwischen die Beine sticht und so unbeweglich macht. Danach schleppt sie die viel grössere und schwerere Spinne über Stock und Stein, sogar steile "Felswände" (für uns Menschen natürlich nur ein grösserer Steinbrocken) schafft sie spielend mit der tot scheinenden Spinne in den Fängen. Immer wieder lässt sie ihr Opfer liegen und macht sich auf die Suche nach einem geeigneten Loch.



Zielsicher findet sie jedoch zurück und schleppt fleissig weiter. Hat sie endlich ein Loch gefunden, wird dieses evt. noch etwas weiter ausgebuddelt, dann verfrachtet sie die Tarantel in das Loch, legt ein Ei, schaufelt das "Grab" wieder zu und verschwindet. Die Larve ernährt sich von der unbeweglichen Spinne und wird schlussendlich zu einer Tarantula Hawk, die sich ihrerseits auf die Suche nach einer Tarantel macht, um für Nachwuchs zu sorgen.



Ein ganz anderes Tier findet man unter Steinen und in Feuerholz. Es sind dies die Centruroides-Arten, nette kleine Skorpione. Die minikleinen sollen besonders giftig sein, dies sind auch diejenigen, die man am schlechtesten entdeckt. In einem Holzspalt verkriecht sich ein Skorpion mühelos und sucht so Schutz vor der todbringenden Sonne. Wenn man nun das Holz bewegt, krabbelt er noch tiefer hinein oder sucht sich einen neuen Unterschlupf. Mit Stecken kann man ihn etwas reizen und in fotogenere Posen befördern, leider verschwindet er immer wieder sehr schnell unter dem nächstliegenden Stein. Und beim Feuerstelle bauen kann es schon mal vorkommen, dass man unter 3 von 8 Steinen je einen Skorpion aufscheucht, darunter auch einen ganz kleinen giftigen. Das Motto lautet daher: Besser immer Handschuhe tragen !



April 1999



Julia Etter & Martin Kristen