travelog 13



Baja-Kurzgeschichten 1



Whale Watching



Vor langer Zeit haben wir in New Mexico ein älteres deutsches Ehepaar angetroffen, das nach 9 Monaten Reise in ihrem Wohnmobil sehnsüchtigst auf die Fähre nach Hause wartete und natürlich auch auf den Rostbraten und die Bratkartoffeln in der Stammbeiz im Schwäbischen. Nach ihren Aussagen hat sich ihre Reise nur deshalb gelohnt, weil sie erstens in Kanada Grizzlies und zweitens auf der Baja California Grauwale gesehen haben. Da wir die Grizzlies schon hinter uns hatten, blieben also noch die Grauwale übrig, um unsere Reise lohnend zu machen...



Wir entschieden uns für die Laguna Ojo de Liebre nahe Guerrero Negro. Morgens kauft man sich ein Ticket für $20 pro Person und wird mit 6 anderen Personen in ein kleines Fischerboot gepackt. Schnell geht es weit auf die Lagune hinaus, wo man die Wale schon Luft abblasen und immer wieder auftauchen sieht. Die Grauwalweibchen bringen in diesen warmen Gewässern ihre Jungen zur Welt und sind nur hier fruchtbar, so dass ihnen die Männchen wohl oder übel folgen müssen und praktischerweise den Nachwuchs vor Haien schützen können.



Kaum nähert sich das Boot einer Walmutter mit Kind, wird die Fahrt verlangsamt und man "schleicht" sich so nahe wie möglich heran. Im Boot geht das "Aah" und "Ooh" los und die Kameras werden gezückt. Doch natürlich tauchen die Wale immer da auf, wo keiner hinzielt oder man hat den Kopf eines anderen Passagiers vor der Linse. Einige Wale sind richtig verspielt und kommen ganz nah ans Boot heran.



Ihre riesigen Körper schimmern ganz hell unter Wasser von den vielen Muscheln und Barnacles, die auf ihnen leben. Ab und zu strecken sie ihren Kopf aus dem Wasser und man sieht das Loch, wo sie die Wasserfontänen herausblasen ganz deutlich. Oder Mama und Kind tauchen synchron auf und mit einem eleganten Schwanzflossenschlag wieder ab. Uns gefallen besonders die Wasserfontänen, so kann man die vielen Wale in der ganzen Bucht gut orten.



Eine Stunde dauert der Spass, natürlich ist es eine Touristenattraktion und alleine in einem Boot wäre es noch schöner, doch ein Erlebnis ist es alleweil.



Pinturas rupestres



Ein weiteres Muss auf der Baja sind die Felsmalereien. Viele bemalte Höhlen sind von der UNESCO zum Erbe der Menschheit erklärt worden und ausserdem nur auf Dreitagesmärschen mit Esel, Führer und Zelt zu erreichen, doch es gibt auch noch kleinere Höhlen, wo nur ein Führer verlangt wird. Entweder man bucht in Mulegé und bezahlt $35 pro Person für den Transport, den Führer und ein Bier und Tacos aus der Kühlbox. Oder man fährt selber zum Rancho La Trinidad und wartet geduldig, bis Placido, der Pächter des Ranchos von der Arbeit zurückkommt.



Übernachten durften wir auf dem Rancho inmitten von Rindern, bellenden Hunden, Hühnern und Hähnen, die um 3 Uhr in der Früh zu krähen begannen. Am nächsten Tag führte uns Placido für 35 Pesos (ca. $3,50) pro Person zu den Felsmalereien. Die erste Wand befindet sich in einem grünen Canyon mit Wasserlöchern. Das Reh ist wegen seiner Ausgefeiltheit sehr bekannt.



Daneben gibt es aber noch viel mehr Tiere zu entdecken, die oft übereinander gemalt sind: Skorpione, Eidechsen, Schildkröten, Fische und Wale, Coyoten, Hasen und auch stilisierte Menschen mit zum Himmel erhobenen Armen.



Die Farben rot, schwarz und weiss wurden aus Rehurin, Fischöl und Pflanzen hergestellt. Wer die Malereien gemacht hat, zu welchem Zweck und wann, das steht (noch) in den Sternen geschrieben. Zur zweiten Höhle muss man entweder klettern oder schwimmen. Wir entscheiden uns fürs Klettern.



Nach zwei Kletteraktionen und einem kurzen Marsch durch einen engen Canyon, steigen wir zu einer Höhle hinauf. Die ganze Decke ist bemalt mit Tieren und Menschen und es gibt auch einige petroglyphs.



Auf dem Rückweg zieht Martin das grüne, kalte Wasser der halsbrecherischen Kletterei vor, schliesslich ist das ja auch etwas fotogener. Nach drei Stunden sind wir wieder beim Rancho zurück und haben mit Placido einen sehr interessanten Morgen verbracht. Er weiss noch viel über alte Heilmittel, kennt die Pflanzen und Tiere der Gegend und wird richtig gesprächig, als er merkt, dass wir interessiert sind und auch etwas spanisch radebrechen können.



März 1999



Julia Etter & Martin Kristen