travelog 125







Gartendesign á la Kretters in Avila Beach



Da wir schon den weiten Weg bis nach Kalifornien für den Kaktus Kongress unter die Räder genommen hatten, war ein Besuch bei unseren Freunden in der Gegend von San Luis Obispo nur naheliegend. Nachdem wir den Unimog letztes Jahr erfolgreich verkauft hatten, fuhren wir mit dem Zug von Vancouver, Canada, bis nach San Luis Obispo (siehe unser Reisebericht 120: direkter Link hier), wo wir bei Sandy und Val in Avila Beach unterkamen. Unterkommen ist natürlich das falsche Wort für das super Gästezimmer, das eigentlich ihr eigenes Schlafzimmer ist, von dem aus man den Pazifik sieht und zum Geräusch der Wellen einschläft und wieder aufwacht. Die beiden hatten schon seit längerem den Plan gehabt, einen kleinen Sukkulentengarten vor dem Haus anzulegen und so kamen wir gerade richtig, um ihnen dabei zu helfen.



Am Tag nach unserer Ankunft letztes Jahr (2014), fuhren wir mit der ganzen Familie nach Pismo Beach, wo eine Show von antiken Wohnmobilen (als antik galt alles, was vor 1970 gebaut worden war) stattfand. Kaum hatten wir PocoLoco an den Mann gebracht, wollten die Gillespies uns schon ein neues Wohnmobil andrehen! Das Ausstellungsgelände war ein edler Campingplatz gleich am Meer - wir hörten, dass die Uebernachtung da US$ 60 pro Nacht (und im eigenen Wohnmobil) kosten sollte. Wir hatten eine Menge Spass, uns all diese verschiedenen Gefährte anzusehen. Viele der Mobile waren nach einem bestimmten Thema ein- und hergerichtet, es gab sogar ein Cactus Mobil. Oder sie waren in einem bestimmten Farbton gehalten, wobei pink sehr beliebt war. Die Leute waren extrem stolz, die Besucher durch ihre Fahrzeuge zu führen und viele fuhren tatsächlich noch regelmässig damit in Urlaub. Natürlich gab es auch einige, die zum Verkauf angeboten waren, doch das wollten wir uns wirklich noch einmal reiflich gut überlegen.



Die Tage vergingen wie im Fluge mit der Gestaltung des Gartens von Sandy und Val. Das Gelände war nicht sonderlich gross, doch trotzdem sollten ein paar kleine Wege angelegt werden und eine Sitzbank, geschnitzt aus einem Baumstamm, musste einen prominenten Platz bekommen. Die meisten Pflanzen hatte Sandy schon aus einem anderen Garten geholt, dazu bekamen wir welche von Nachbarn, kauften ein paar in einer Gärtnerei und stahlen auch ein paar Dudleyen (Schande über unser Haupt!) in der näheren Umgebung. Am Schluss sah alles sehr gepflegt aus, nur fehlte uns die Zeit, die roten Lavasteine als Bodenabdeckung auszubringen. Val versprach, dass er das umgehend erledigen würde, doch bei den späteren Telefongesprächen mit Sandy stellte sich bald heraus, dass wir bei unserem nächsten Besuch schon ein Projekt hatten.



Sprung nach 2015. Diesmal kamen wir nicht mit dem Zug sondern mit dem Auto, das wir vor Jahren von Blair Gillespie gekauft hatten. Auch dieses Mal waren wir wieder bei Sandy und Val in Avila Beach einquartiert. Avila Beach ist übrigens ein sehr netter Ort an einer schönen Bucht am Pazifik etwas südlich von San Luis Obispo. Es gibt nur eine Zufahrtsstrasse und am Wochenende ist alles sehr touristisch und man sucht vergebens einen Parkplatz, doch das Haus von Sandy und Val liegt zwei Häuser oberhalb vom Meer mit einer sagenhaften Sicht auf das Städtchen und natürlich den Pazifik. Von der Küche aus sieht man während der Küchenarbeit den Pazifik, da fällt einem sogar das Abwaschen leichter. Wenn man im Wohn-Esszimmer beim Frühstück sitzt, sieht man auch auf den Pazifik hinaus. Und nachmittags setzt man sich draussen auf die Terrasse und geniesst die Brise bei einem Gläschen Weisswein, natürlich mit Blick auf den Pazifik. Wenn einem das Meer verleidet ist, gibt es immer die Möglichkeit eines Besuches von San Luis Obispo, wo es uns besonders der Farmer's Market am Donnerstag gegen Abend angetan hatte. Auch dieses Jahr stand dieser Markt auf dem Programm, was immer eine gute Gelegenheit war, uns mit Blair, dem Sohn von Sandy und Val, zu treffen. Anstatt auf dem Gehsteig entlang der Strasse unsere Sandwiches zu essen, bevorzugten wir Mo's Smokehouse, wo man bequem sitzen konnte, am lokalen Bier vom Fass nippte und eines der bekannten Sandwiches mit gegrilltem Fleisch und BBQ Sauce genoss. Ein weiterer Ausflug führte uns durch den See Canyon über einen Pass in den Prefumo Canyon und nach Morro Bay mit dem Morro Rock. Diese Strecke ist v.a. für Dudleyen Fans zu empfehlen, obwohl es auch wunderschöne Ausblicke auf den Morro Rock gibt. Aber zurück nach Avila Beach und unserem Gartenprojekt.



Als erstes holten wir bei Home Depot das rote Abdeckmaterial (roten Lavagrus, den wir auch in Mexico in unserem Garten verwenden). Danach wurde mal kräftig im Sukkulentengarten gewütet, d.h. viele Sachen mussten kräftig zurückgeschnitten oder ganz entfernt werden. Es war für uns unglaublich, wie gut die Pflanzen in nur einem Jahr gewachsen waren und wie dicht jetzt plötzlich alles bewachsen war. Wir hatten noch ein paar Pflanzen aus San Diego mitgebracht und fanden noch ein paar weitere Bodendecker in Töpfen vor, die an einer Hochzeit als Tischdekoration gedient hatten. Ausserdem installierte Martin eine automatische Bewässerung, wie es sich Sandy gewünscht hatte. Glücklicherweise hatten wir ungefähr die gleiche Kleidung dabei wie im vorherigen Jahr und Mihija (was aus dem spanischen übersetzt soviel heisst wie meine Tochter), der kleine weisse Hund der Gillespie's, war auch noch am Leben, so konnten wir ein tolles Vorher-Nachher Bild machen, auf dem man gut sehen kann, wie schnell so ein Sukkulentengarten wachsen kann.



Natürlich war aber nicht nur Arbeit angesagt. Wir hatten das Glück, dass sich genau in dieser Zeit die Buckelwale in der Bucht tummelten. Buckelwale werden durchschnittlich 13 m lang und wiegen zwischen 25-30 Tonnen. Sie haben im Vergleich zu anderen Walen sehr lange Flipper, die fast ein Drittel der Körperlänge erreichen können. Der Name Buckelwal kommt von seinem Tauchverhalten. Wenn er abtaucht, bildet er immer einen Buckel und die Schwanzflosse kommt vollständig aus dem Wasser. Buckelwale sind eigentlich Einzelgänger, doch für die Nahrungsgründe treffen sich alljährlich Gruppen von Tieren, die zusammen jagen. Bekannt sind Buckelwale für ihren Gesang, aber auch für ihre akrobatischen Sprünge, bei denen sie sich mit dem ganzen aus dem Wasser aus dem Wasser erheben, ausserdem schlagen sie gerne mit den Flippern oder der Fluke auf die Wasseroberfläche, was laute Knallgeräusche produziert. Das nur kurz zur Theorie, in der Praxis, sprich am Strand von Avila Beach, konnten wir was alles oben beschriebene erleben. Fotografieren gaben wir bald auf, denn die Wale kamen immer dort an die Oberfläche, wo man gerade nicht mit der Kamera fokussierte. Gemütlich sassen wir also auf der Terrasse und folgten den Walen mit den Augen oder dem Fernglas. Die meiste Zeit bewegten sie sich einfach sehr grazil, stiegen mit geöffnetem Maul aus dem Wasser auf und liessen sich auf eine Seite plumpsen, oder man bekam nur die Rückenflosse zu sehen und den Buckel, wenn sie ins Wasser abtauchten. Doch an einem der letzten Tage, wo die Wale uns mit ihrer Anwesenheit beglückten, peitschte ein Wal zuerst mehrere Male hintereinander mit der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche. Danach tauchte eine kleine Gruppe von Walen am anderen Ende der Bucht mit dem ganzen Körper aus dem Wasser und liess sich auf die Seite zurück aufs Wasser klatschen. Und schliesslich sprangen zwei Wale gerade vor unserer Nase mehrere Male hintereinander aus dem Wasser, was die Leute am Strand zu lauten 'Wow' Rufen veranlasste.



Aber es gab nicht nur die Buckelwale zu bestaunen. Ab und zu verirrte sich ein Delfin in die Bucht. Dazu kamen die Pelikane, die elegant über unsere Köpfe segelten und dann das allabendliche Spektakel von Seevögeln, die sich zu Millionen zum Fressen versammelten und durch ihre Masse riesige schwarze Teppiche bildeten, die sich im Kreis drehten. Im Zentrum dieser Kreise sprudelte und peitschte das Wasser wie wild und auch die Buckelwale wurden von dieser Fressorgie angezogen. Blair kam mit seinen Kindern Lily und Ewan vorbei und lud an einem anderen Tag einen Freund mit seiner Frau zur Walbeobachtung ein. Oft kamen auch Dana, Sandy und Val's Tochter, und Katie mit ihren Kindern Bridget und Gavin. Kurz und gut, es war immer etwas los und natürlich waren diese Besuche immer auch ein guter Anlass für Val, seine berühmten Spareribs vom Grill zuzubereiten. Oder ein anderes Stück Fleisch, oder eine ganze Seite Lachs, oder dann war es ein Sashimi Abend mit Platten von hausgemachtem Sashimi und Moscow Mule Drinks, die Dana und Katie in der Küche professionell mixten. Und die Nachspeise durfte natürlich nicht fehlen, u.a. die mexikanischen Brownies mit Chile, die sogar die Kinder verschlangen, obwohl v.a. die Mädchen Chile nicht gerne hatten.



Unsere Zeit in Avila Beach verging leider viel zu schnell, doch schliesslich waren alle Pakete angekommen mit den Sachen, die wir nach Mexico zurücknehmen wollten. Und so mussten wir viel zu schnell Abschied nehmen, doch für den nächsten Besuch haben Sandy und Val sicherlich schon ein nächstes Gartenprojekt für uns parat. Und da wir schon von den Buckelwalen geschrieben haben, können wir ja jetzt schon verraten, dass es im nächsten Reisebericht auch um riesige Meeresbewohner geht, allerdings nicht um Wale, sondern um Walhaie, mit denen man vor der Küste von Yucatan schnorcheln kann. Und genau das haben wir gemacht, doch dafür müsst Ihr Euch noch bis zum nächsten Reisebericht gedulden.



Juni 2015



Julia Etter & Martin Kristen